performativer Audiowalk
Altersdiskriminierung von Frauen durchzieht alle gesellschaftlichen Bereiche - sei es in der Arbeitswelt, in der medialen Darstellung oder im Alltag. Sie zeigt sich nicht nur in stillen Ausgrenzungen, sondern auch sichtbar im öffentlichen Raum: Wer darf gesehen werden, wer wird übersehen? Wem gehören welche Räume - und was sagen sie über gesellschaftliche Machtverhältnisse aus?
„ageing trouble“ macht den alternden, weiblich gelesenen Körper zum Ausgangspunkt einer kollektiven Stadterkundung: Der Dortmunder Stadtkörper - mit seinen Spuren vergangener industrieller Blüte, seinen Narben, Leerstellen und Überlagerungen - wird zur Projektionsfläche für Fragen rund um Alter, Weiblichkeit und Sichtbarkeit.
Die Stadt, die lange Zeit als „Vaterstadt“ imaginiert wurde - als Ort der Arbeit, des Fortschritts, der Männlichkeit - wird in dieser Performance zur „Mutterstadt“ umgedeutet: ein Raum der Erinnerung, der Sorge, der bislang ungehörten Geschichten.
Ausgestattet mit Funkkopfhörern folgt das Publikum einer choreografierten Route durch die Nordstadt - eine geführte Bewegung zwischen Theater, Tanz und Hörspiel. Drei Performerinnen und eine Tänzerin verschiedener Generationen verweben ihre Körper mit dem urbanen Raum, markieren, befragen, konfrontieren. Ihre Stimmen, Bewegungen und Gesten schreiben der Stadt neue, weiblich codierte Narrative ein - leise, widerständig, poetisch.
Der Audiowalk beginnt am Rekorder II, führt über die Clemens-Veltum-Straße zum Blücherpark - einem Ort der urbanen Durchquerung und Verlangsamung. Von dort geht es weiter zur Schützenstraße, bis zur Seniorenresidenz Nord - ein Ort des Alters, aber auch des sozialen Rückzugs, der Isolation. Der Weg wird dabei selbst zum Medium der Auseinandersetzung: Die Besucher:innen werden zu Flâneusen, zu tastenden Beobachter:innen, die sich mit jedem Schritt tiefer in ein Spannungsfeld aus Raum, Körper und Erinnerung hineinbegeben.
„ageing trouble“ ist keine Antwort, sondern eine akustische und körperliche Auseinandersetzung mit Alter, Sichtbarkeit und Zugehörigkeit im urbanen Raum. Zwischen Reflexion, Handlungsanweisung, dokumentarischer Beobachtung und poetischer Intervention eröffnet sich ein neuer Blick auf den urbanen Alltag - feministisch, vielstimmig, widerständig.
Regie/Text: schubert-stegemann
Performance: Yasmin Fahbod, Anne Grundmann, Sylvia Reusse
Tanz/Performance: Marta Herrero Cagigal
Sprecherinnen: Yasmin Fahbod, Anne Grundmann, Sylvia Reusse, Nicola Schubert, Karoline Stegemann
Interviewpartnerinnen: Marta Herrero Cagigal, Waltraud Grohmann, Metal Suleiman
Ausstattung: Theresa Mielich
Musik: Chiara Strickland Sounddesign: timecode audio
Grafikdesign: Johannes Weilandt
Fotografie: Jana Bauch Produktionsleitung: schubert-stegemann